Der Leiter einer Bibelstunde, bei der ich neulich zu Gast war, erwähnte beiläufig, dass die fünf Männer der Samariterin, mit der sich der Herr Jesus am Jakobsbrunnen traf, in Verbindung mit den fünf Völkern oder Göttern aus 2. Könige 17 zu sehen seien (an den genauen Wortlaut seiner Rede kann ich mich nicht mehr erinnern). Diesen Gedanken fand ich interessant, also las ich den Text aus dem alten Testament. Dabei fielen mir nicht nur die Verbindung mit den fünf Männern auf, sondern auch noch viele andere Bezüge, zum Beispiel:

  1. Ein Priester wurde zu den Samaritern gesandt / Der Hohepriester Jesus bei den Samaritern

  2. Treffpunkt Bethel (Haus Gottes), Himmelsleiter / Treffpunkt Jakobsbrunnen

  3. Priester lässt sich nieder / Jesus setzt sich an den Brunnen (gleiches Verb im Griechischen NT/LXX)

  4. Priester lehrt die richtige Anbetung (gemäß AT) / Jesus lehrt die Anbetung im Geist und in der Wahrheit

Dies fand ich sehr bemerkenswert, vor allem vor dem Hintergrund, dass im AT nur an wenigen Stellen von den Samaritern gesprochen wird. Da mir der Bezug zu 2. Könige 17 bisher nicht bekannt gewesen war, recherchierte ich auch ein wenig im Internet und fand den Johanneskommentar von Ernst Wilhelm Hengstenberg[1] aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der den Bezug enthält. Diese „allegorische Schriftauslegung“ wurde aber wohl von seinen Zeitgenossen abgelehnt und konnte sich in der Universitätstheologie nicht durchsetzen. Übrigens wurde Hengstenberg als Kind von seinem Vater, einem reformierten Pastor und ehemaligen Gymnasialdirektor, im Heimunterricht (Neudeutsch: Homeschooling) unterrichtet (vgl. Wikipedia).



[1] Ernst Wilhelm Hengstenberg: Das Evangelium des heiligen Johannes, 2. Auflage 1867, 1. Band:  S. 262