Beim Studium der Sendschreiben an die sieben Gemeinden der Offenbarung des Johannes fiel mir auf, dass sich die Sendschreiben auf die sieben Geistesgaben des Messias gemäß Jesaja 11 beziehen. Diese sieben Geistesgaben sind Bestandteil der katholischen Tradition und werden auch heutzutage noch, zumindest in rudimentärer Form, im katholischen Konfirmationsunterricht gelehrt. Demgegenüber versteht man im evangelischen Umfeld unter den Geistesgaben traditionell die neun Geistesgaben aus dem ersten Korintherbrief des Paulus. Diese sind deutlich von den Geistesgaben bei Jesaja unterschieden. Für viele evangelische Christen in paulinischer Tradition mag dies kein großes Problem darstellen, weil sie ohnehin davon ausgehen, dass die Geistesgaben in der nachapostolischen Zeit aufgehört haben (Cessationismus). Für evangelische Charismatiker, die an den Fortbestand der Geistesgaben glauben, sollte dies jedoch eigentlich ein zentrales Problem sein, denn sie bemühen sich persönlich um die neun paulinischen Geistesgaben, die nach meiner Überzeugung nicht mit der johanneischen Theologie in der Apokalypse kompatibel sind. In der Apokalypse nehmen die sieben Geistesgaben Jesajas eine zentrale Rolle ein und machen die christliche Gemeinde erst zur Braut Christ mit denselben Geistesgaben wie Christus. Eine Braut Christi mit anderen Geistesgaben und damit einem anderen Wesen als der Bräutigam ist mir nicht so recht vorstellbar.