Da fragten ihn die Jünger: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er gab zur Antwort: Ja, Elija kommt, und er wird alles wiederherstellen. Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer sprach. (Mat 17:10-13 EIN)

Dass Johannes der Täufer von den Schriftgelehrten nicht als Elias erkannt, sondern stattdessen umgebracht wurde, und Jesus Christus seinen Tod in Beziehung zum Tod des Johannes setzt, legt nahe, dass auch die Erfüllung der endzeitlichen Elias-Mission derzeit noch nicht abgeschlossen ist, sondern erst durch ein drittes Auftreten vor der Wiederkunft Jesu Christi erfüllt werden wird.

Jesus Christus bezieht sich hier (wie wohl auch die Schriftgelehrten) auf eine Bibelstelle aus dem Maleachi-Buch, quasi die letzten Verse des Alten Testaments:

Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muß. (Mal 3:23-24 EIN)

Erstaunlicherweise steht in dieser Maleachi-Übersetzung nichts von wiederherstellen (ἀποκαταστήσει) wie bei Matthäus, sondern von einer (Wieder-)Zuwendung der Herzen. Dies kommt wohl daher, dass Matthäus die Maleachi-Stelle aus der Septuaginta und nicht aus dem Masoretischen Text unserer modernen Bibelübersetzungen zitiert. Diese bedeutsamen Unterschiede werden von fast allen Bibelauslegern verschwiegen, eigentlich ein unverzeihliches Vorgehen!

καὶ ἰδοὺ ἐγὼ ἀποστέλλω ὑμῖν Ηλιαν τὸν Θεσβίτην πρὶν ἐλθεῖν ἡμέραν κυρίου τὴν μεγάλην καὶ ἐπιφανῆ ὃς ἀποκαταστήσει καρδίαν πατρὸς πρὸς υἱὸν καὶ καρδίαν ἀνθρώπου πρὸς τὸν πλησίον αὐτοῦ μὴ ἔλθω καὶ πατάξω τὴν γῆν ἄρδην μνήσθητε νόμου Μωυσῆ τοῦ δούλου μου καθότι ἐνετειλάμην αὐτῷ ἐν Χωρηβ πρὸς πάντα τὸν Ισραηλ προστάγματα καὶ δικαιώματα (Mal 3:22-24 LXT)

Siehe, ich werde euch Elias, den Tisbiter, senden, bevor der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Dieser wird [den Bezug] des väterlichen Herzens zum Sohn wiederherstellen und auch [den Bezug] des menschlichen Herzes zum Nächsten, damit ich nicht komme, um die Erde völlig zerstöre. Erinnert euch an das Gesetz meines Dieners Mose, das ich ihm am Horeb übergeben habe, welches Anordnungen und Gebote für ganz Israel enthält. (von mir übersetzt)

Insbesondere ist hier nicht umgekehrt von einer Zuwendung der Söhne zu den Vätern, sondern von der Wiederherstellung deren Nächstenliebe die Rede!

Bei seinem ersten Auftreten hat sich Elias gegen den damals von König Ahab und seiner Frau eingeführten Baals-Kult mit seinen Kinderopfern und heidnischen Perversionen eingesetzt. Dies könnte mit der Wiederherstellung der väterlichen Fürsorge für die Kinder gemeint sein. So wie auch sein damaliges Auftreten nicht zu einer dauerhaften Bekehrung und Rettung Israels geführt hat, wird wohl sein zukünftiges Auftreten nicht direkt zu einer dauerhaften Änderung der Zustände führen (dies ist Jesus Christus vorbehalten), aber es geht um die tatkräftige Proklamation und die Erinnerung.