Das christliche Informationsforum MEDRUM berichtete am 8.4.2010 von zwei Müttern, die vom deutschen Staat zu einer ca. eine Woche dauernden Erzwingungshaft in die JVA Bielefeld gebracht wurden, weil Sie ihren schulpflichtigen Kindern den von der Schule angeordneten Besuch der Theateraufführung „Mein Körper gehört mir“ nicht gestattet haben und das daraufhin verhängte Bußgeld nicht bezahlten. Viele Leser der Webseite verfassten daraufhin Leserbriefe, um ihren Unmut über diese Zwangsmaßnahme auszudrücken, wobei zumeist auf einer rechtlichen Ebene argumentiert wurde, z. B. im Hinblick auf die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahme oder das totalitäre Machtverständnis des Staates, jedoch selten im Hinblick auf die Bibel, obwohl dies doch für einen Christen das naheliegendste sein sollte.

Das Motto „Mein Körper gehört mir“ schien mir in offensichtlichem Gegensatz zum christlichen Leben zu stehen, denn es geht ja darum, den Willen Gottes zu erfüllen und nicht darum, das Eigenleben zu fördern. Bis hierhin könnte man es auch noch als das normale weltliche Fehlverhalten, das gefördert werden soll, ansehen. Doch es steckt mehr dahinter. Nach einiger Zeit kam mir die Aussage des Apostels Paulus aus dem ersten Korintherbrief in den Sinn: "Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört ?" (1. Kor 6,19)  Biblisch wäre demnach: „Mein Körper gehört nicht mir“, also das genaue Gegenteil.

Dieser Missbrauch der Tempels des Heiligen Geistes erinnerte mich dann an den Menschen der Gesetzlosigkeit aus dem zweitern Thessalonicherbrief: „Daß niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn dieser Tag (Anmerkung: Tag der Ankunft der Herrn Jesus Christus) kommt nicht, es sei denn, daß zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, der Sohn des Verderbens; der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung ist, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, daß er Gott sei.“ (2. Thes 2,3-4). Was mit diesem Tempel Gottes gemeint ist, wird von den Bibelauslegern unterschiedlich interpretiert. Es scheint mir jedoch nun plausibel zu sein, dass hier der menschliche Körper gemeint ist.

Beworben wird die Theateraufführung mit der Aussage: „„Nein!“ Das ist ein wichtiges Wort, wenn jemand die persönlichen Grenzen eines Menschen verletzt. Laut „Nein“ sagen kann aber nur, wer sicher ist, dass er seinem Nein-Gefühl jederzeit vertrauen darf. Mit unserem Präventionsstück „Mein Körper gehört mir!“ wollen wir Kinder darin bestärken, Gefühle genau wahrzunehmen und ihren Signalen zu folgen.“ Wer soll denn also in diesem Tempel sitzen: Ein selbstbewusstes Ego, das sich gegen die Verletzung seiner persönlichen Grenzen zu wehren gelernt hat und sich selbst als absolute Instanz sieht. Dieser Mensch wird wohl nicht nur „Nein“ zu Pädophilen sagen, sondern auch zum Heiligen Geist, der gerne die Führung übernehmen und auf den selbstverleugnenden Weg des Kreuzes führen würde.